Der Weltenatem

Er pustet um die Häuser, macht weiter auf sich aufmerksam, wird auch lauter. Der Weltenatem ist in Aufruhr, „Versteht Ihr nicht!“, ruft er. Atemlos geht es nicht weiter, 1000 Emails am Tag, Börsennachrichten, Bomben, mehr Häuser, mehr, mehr. Er beruhigt sich ein wenig, der Weltenatem, noch ist er misstrauisch, die lange Leine noch eingerollt. Die Worte von Herrn Mälzer hört er, „Wenn das so weiter geht, bin ich bald bankrott“. „Wo sind all‘ die Millionen, die Du verdient hast“, fragt sich der Weltenatem, „so schnell dahin?“ „Warum bestrafen Sie uns mit Kontaktverbot?“, fragt Anne Will, auch das hört er und schaltet den Fernseher ab, traurig, weil sie es nicht verstehen. Er zieht sich wieder zurück, hinter den Busch und wartet und manches Mal pustet er um die Häuser und hofft, vielleicht hört jemand und versteht. Er weiß um die Aufgabe der Journalisten, sie wollen wachrütteln, provozieren, er weiß, das darf auch in Zeiten wie diesen nicht in den Hintergrund rücken. Jetzt geht es darum nicht. Die Särge, noch nicht genug. Niemand, der die Hand hält im Übergang. Kein Abschiedsritual. Sie stehen dort, aufgereiht, Bilder, die erinnern an andere Zeiten. „Noch nicht genug“, fragt er sich. Was noch? Er pustet um die Häuser, der Weltenatem, er, der verbindet, er, der bleibt.

(Kabira I. Hesse, (c) 23.03.2020,)

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